Eigenes Schleifsoftware-Know-how vereint mit der NUMROTO-Infrastruktur

In Zell am Harmersbach (Deutschland), im schönen Schwarzwald, findet sich die Prototyp-Werke GmbH, ein Produktionsstandort von Walter. Seit 2007 sind die Prototyp-Werke als Kompetenzmarke „Walter Prototyp“ im Bereich der Gewinde- und Fräswerkzeuge in die Walter AG eingegliedert. Walter feierte 2019 bereits sein 100-jähriges Bestehen. Das Unternehmen wurde ursprünglich durch Richard Walter in Düsseldorf gegründet, wo gesinterte Hartmetall-Legierungen und neue metallurgische Verfahren erforscht wurden. Auf einer Produktionsfläche von gut 8’000 m2 werden in den Prototyp-Werken durch ca. 450 Mitarbeiter Gewinde- und Fräswerkzeuge im Schichtbetrieb hergestellt.

Weitere Kompetenzmarken der Walter Gruppe sind „Walter Titex“ (Bohrwerkzeuge), „Walter Multiply“ (Digitale Lösungen, Werkzeugmanagement, Schulungen und Fertigungsprozessplanungen) sowie „Walter“ (Hartmetall-Wendeschneidplatten, Werkzeugsysteme zum Fräsen, Wendeschneidplatten-Bohren, Drehen und Stechen). Diese finden sich auch im Walter Logo: als vertikale Elemente. „Gelb“ steht dabei stellvertretend für die Kompetenzmarke Walter Prototyp. Weltweit beschäftigt Walter ca. 3‘500 Personen. Der Stammsitz des Unternehmens liegt in Tübingen, südlich von Stuttgart. Betreut werden Kunden in über 80 Ländern, unterstützt durch zahlreiche Tochtergesellschaften und Vertriebspartner. Im Vordergrund stehen dabei die Automobil- und Schienenindustrie, Luft- und Raumfahrt, der Energiesektor sowie der allgemeine Maschinenbau.

Die Produktion in Zell am Harmersbach und NUM kollaborieren seit beinahe drei Jahrzehnten erfolgreich. Beweis dafür ist unter anderem die unten angefügte Kundenreportage von 1993 über NUMROTO mit dem bezeichnenden Titel „Schwarze Kunst ade“.

Herr Martin Marx, Software-Entwickler TEWL, steht seit 1982 in den Diensten der Prototyp-Werke. Bei der Reportage 1993 war er ebenso dabei wie Herr Jörg Federer von NUM. Die beiden Herren verbindet daher eine lange und fruchtbare Geschäftsbeziehung.

Der Walter Produktionsstandort im Schwarzwald eignete sich in den letzten Jahrzehnten ein umfassendes Know-how im Werkzeugschleifen an. Über Jahre hinweg wird eine Software-Eigenentwicklung auf mit NUM-Steuerungen ausgerüsteten Werkzeug-Schleifmaschinen parallel zu NUMROTO eingesetzt. Mit ihrer Hilfe liess sich manch komplexe Werkzeugform für Kunden realisieren. Bei einer hundertjährigen Firmengeschichte wundert es somit nicht, dass der interne Wissenstransfer von zentraler Bedeutung ist und zwingend sichergestellt werden muss. Hier bietet sich NUMROTO geradezu an. Dank der Funktion „Externe Berechnung“ können eigene Algorithmen und Bahnberechnungen, und somit das eigene Know-how, in die umfassende Software-Lösung NUMROTO integriert und mit dieser verschmolzen werden. 

Die Prototyp-Werke nutzen einen Grossteil der NUMROTO-Infrastruktur: wie beispielsweise die hochgenaue und umfassende 3D-Simulation, Postprozessor (maschinenspezifische Berechnung der 5-Achsenbahn), Datenbank, Scheibenverwaltung, Mehrsprachigkeit und auch die X-Bearbeitungen. Die Bahnberechnungen von Prototyp werden als „Externe Berechnungen“ in NUMROTO eingebunden. Da das Unternehmen die eigenen Bahnberechnungen nur intern anwendet, sind diese für andere Kunden nicht zugänglich – und somit das Know-how des Werkzeugherstellers geschützt! Dieses flexible Konzept ermöglicht es, das vom internen Entwicklungsteam aufgebaute Wissen generationsübergreifend weiterzugeben und auch weiterzuentwickeln, während die restliche Infrastruktur des Programmiersystems durch NUMROTO unterhalten und in die Zukunft übertragen wird. „Die Funktion der externen Berechnungen ermöglicht es uns, Werkzeuge herzustellen, die NUMROTO nicht im Standardumfang bietet“, berichtet Martin Marx, und fügt ergänzend hinzu: „Die bewährte NUMROTO-Plattform ist sehr gut; es ist für uns von der Entwicklung sehr wertvoll, wenn Eigenentwicklungen schnell und unkompliziert mit der 3D-Simulationen geometrisch getestet und anschliessend automatisch kollisions-überprüft auf der Maschine geschliffen werden.“ 

Ein Beispiel für die Wissensfusion ist der Hochvorschub-Fräser „Flash“. Die spezifische Stirnausspitzung und die Doppelradius-Freiflächen sind als externe Berechnungen ausgeführt, während der Rest dem NUMROTO-Standard entspricht. 
 

Technologisch hochkarätig ist der neue Vollhartmetall-Fräser MD133 Supreme. Da dieser auf der Fräsmaschine einer Bearbeitungsbahn mit kreisförmigen Bewegungen mit hoher Geschwindigkeit folgt, ist eine darauf zugeschnittene Zahngeometrie erforderlich. Diese lässt sich dank dem optimalen Zusammenspiel der Programmiersysteme erreichen.

Fabian Lehmann, Teamleader Technology Development bei Walter in Zell, sagt dazu: „NUMROTO bietet durch die ‚Externe Berechnung‘ einen plattformübergreifenden Vorteil, den wir so von keinem anderen Anbieter kennen.“ Weitere Vorzüge von NUMROTO sieht Martin Marx in der Qualität der umgesetzten Arbeit: „Auch wenn die Entwicklungszeit manchmal etwas länger dauert als erhofft, so gab es noch nie Probleme bei Updates – diese sind immer ausgetestet. Zudem sind bestehende Funktionen auch nach vielen Jahren immer aufwärtskompatibel.“ 

Zu den weiteren Service-Dienstleistungen gehören das Beschichten, Beschriften, Reinigen und Oberflächenbehandeln von Werkzeugen. Der Walter Produktionsstandort in Zell ist zertifiziert nach DIN EN ISO 9001, 14001, 45001 und 50001. Mit der unternehmensinternen Walter Akademie setzt die Walter AG zudem auf eine kontinuierliche fachliche Qualifizierung und Weiterentwicklung der persönlichen Kompetenzen seiner Mitarbeiter.

(September 2020)